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Mittelmeer 1909, S. 524
524 Route 81. KORFU. Von Venedig-Triest

Vorn, vor dem Eingang des alten Hylläischen Hafens, liegt der
jetzt einem deutschen Wirt gehörige Scoglio di Ulisse („Odysseusklippe“)
oder Pontikonisi („Mausinsel“), ein zypressenbestandenes Inselchen mit
einer Kapelle und Wohnhaus für einen Geistlichen. Die Griechen sahen
darin das versteinerte Schiff der Phäaken, welches den Odysseus nach
Ithaka gebracht hatte und auf der Rückkehr den Zorn des Poseidon
erfuhr; das s.w. Ufer des Sees Kalikiópulo, bei der Mündung des Baches
Kressida, gilt für die Stelle, wo Odysseus ans Land geworfen wurde und
mit der verständigen Königstochter Nausikaa zusammentraf.

Der schöne Ausflug nach Gasturi und Benizze (18km) erfordert
mit Wagen (10-15 Dr.) hin und zurück 6 Stunden. Man verläßt die
Stadt bei dem ehem. Westtor, der Porta Reale. Die Straße durch-
schneidet die Vorstadt S. Rocco, zieht sich unweit westl. des
Kalikiópulo-Sees hin und steigt in Windungen bergan nach (15km)
Gasturi (P. Feclier, Münchner und Pilsener Bier), wo in einer
Schlucht, neben einem uralten Brunnen, eine angeblich tausend-
jährige Platane steht. Etwa 10 Min. weiter, kurz vor dem Restaur.
Bella Vista, liegt l. etwas abseits die Villa *Achilleion, 1890-91
für die Kaiserin Elisabeth von Österreich († 1898) im ital. Renais-
sancestil erbaut, 1907 vom deutschen Kaiser angekauft. Der Park
ist ohne weiteres zugänglich (Eintritt 1 Dr.). An die Rückseite
des Schlosses schließen sich ein Peristyl und drei mit Statuen ge-
schmückte Terrassen. — Nun hinab (Fußwege kürzen) nach dem
(3km) Fischerdorf Benizze, wo Reste einer römischen Villa erhalten
sind und die feinsten Orangen wachsen (Barke nach Kastrades 5 Dr.).

Sehr lohnend ist auch der Ausflug nach S. Deca, mit Wagen
(10-15 Dr.) hin und zurück 5-6 Stunden. Die Straße zweigt vor
Gasturi von dem Fahrwege nach Benizze r. ab. Bis zu dem Dorfe
Hagi Deka oder S. Deca („Zehnheiligen“; 206m) braucht man
1¼ (zu Fuß 2) Stunden. Von da mit Führer in 1 St. zur Höhe des
zweigipfeligen *Monte S. Deca (566m), der besonders nach dem
albanischen Festland eine prächtige Aussicht bietet. Nun auf
schmalem Pfad, zuletzt durch Olivenwald, hinab in ½ St. nach
Apano-Garuna und von da ¼ St. weiter nördl. nach dem Paß
S. Teódoro oder Hagios Theódoros (240m), wohin man den Wagen
von S. Deca aus bestellt. Rückfahrt über Kamára 1½ Stunden.

Der Ausflug n.w. nach Paläokastritza, mit Wagen (20-25 Dr., auch
billiger), erfordert hin und zurück 6 St. ohne den Aufenthalt. Etwa halb-
wegs, 2½km jenseit der kleinen malerischen Bucht von Govino, trennt
sich unsere Straße von der r. sofort über die Pheleka-Brücke und weiter
über den aussichtreichen Paß S. Pantaleone durch das Hauptgebirge der
Insel nach der Nordküste führenden Landstraße. R. stets der Monte
S. Salvatore (griech. Pantokrator, 914m; Besteigung mit Führer in 3 St.
von Spartilla, wohin ein Wagen, ca. 20 Dr., von Korfu über Govino, Ipso
und Pyrgi 2½ St. braucht). Das Kloster Paläokastritza („Altenburg“),
auf einem Felsen ¼ St. über einer westlichen Bucht der Insel, bietet
einen herrlichen Blick auf die Westküste und das blaue Meer.

Vgl. auch Bædekers Griechenland.